Entwickler Magazin - 04.2013 - Real Application Testing

Preis: 6,50 €
Erhältlich ab: Juni 2013
Umfang: 100
Autoren / Autorinnen: Wolfgang Schmidt, Carsten Eilers, Raffaela Brodt, Diana Kupfer, Daniel Knapp, Maynard Harstick, Bernd Ott, Alexander Rudolph, Carsten Harnisch, Ronald Strebelow, Nils Arndt, Veikko Krypczyk, Elena Bochkor, Torsten Zimmermann
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Warum guter Code und agile Tests ein schönes Paar sindDer agile Architekt
Jenseits des Elfenbeinturms: Scrum für SoftwarearchitektenWer misst, misst Mist!
Theorie und Praxis der Aufwandsschätzung von IT-ProjektenReality Check
Der nächste Schritt zu professionellen Service- und SoftwaretestsEinfache GUIs mit Python und Qt
Teil 2: Datenhaltung und Integration zu einer lauffähigen AnwendungDie Tron-Legacy der virtuellen Terrains
Landschaftsdarstellung und prozedurale LandschaftsgestaltungDatenbankenIst SQL beziehungsfähig?
NextSQL durch Polyglot Persistence: Neudefinition von DatenbankenGoogle Hacking
Wie man mit Suchmaschinen Dinge findet, die nicht gefunden werden sollenGWT für Anspruchsvolle
MVP Pattern und Activities and Places FrameworkNeue Ansätze für Tracing
Trace-basiertes Debugging von Multi-Core-Systemen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„The right thing at the right time, even before you ask for it“ – Dieser Satz, der am 15. Mai während der episch langen Google-I/O-Keynote fiel, bringt den übergreifenden Servicegedanken des Nicht-mehr-nur-Suchmaschinenriesen auf den Punkt. Die auf der hauseigenen Konferenz vorgestellte Technologie, so betonten die Akteure immer wieder, soll dem Nutzer immer einen Schritt voraus sein – und gerade dadurch in den Hintergrund treten. Überwiegen soll letztlich das Nutzererlebnis. Das gilt für das reanimierte Google+, dessen neues Feature „Auto Awesome“ stilsicher neue Fotos und Animationen aus bestehendem Bildmaterial generiert. Es trifft aber auch auf die schicke neue IntelliJ-IDEA-basierte Android-Entwicklungsumgebung Android Studio zu. Die ermöglicht z. B. ein Echtzeit-Rendering der Layouts auf unterschiedlichen Device-Größen.
Auf manch einen mag diffus gewirkt haben, was der Konzern seit seiner Gründung Jahr für Jahr an Projekten und Services lanciert und wieder beerdigt hat: Google Wave, Google Gears, Google Health etc. Daneben gab und gibt es humanitäre und Schulprojekte oder das geheimnisumwitterte Forschungslabor Google X, das an verwegenen „Moonshot“-Projekten bastelt. Es herrscht also eine hohe Fluktuation im Googleversum. Obendrein wird ganz bewusst auf interne Konkurrenz gesetzt: AngularJS vs. GWT oder die parallele Weiterentwicklung der Plattformen Android und Chrome.
Konkurrenz unter dem eigenen Dach kann sich der Konzern auch durchaus leisten. Denn was die Google-Welt im Innersten zusammenhält, sind nicht einzelne Softwarekomponenten oder Plattformen. Die Vision ist vielmehr das, was Shel Israel und Robert Scoble gerade in ihrem neuen gemeinsamen Buchprojekt mit dem Arbeitstitel „The Age of Context“ thematisieren: Es geht darum, gesammelte Geokontakt- und sonstige Userdaten sinnvoll zusammenzuführen und daraus gängige Verhaltensmuster in praktisch allen Lebenssituationen des Nutzers abzuleiten. „Semantisch“ klingt da fast schon zu niedlich – nicht weniger als „the end of search as we know it“ kündigte Senior Vice President Amit Singhal während der Keynote an.
Diese Rechnung geht natürlich nur auf, wenn sich der Nutzer mit dem Prinzip „Geben und Nehmen“ anfreunden kann und ebenso bereitwillig wie die Google-Mitarbeiter auf der Keynote-Bühne Details über seine privaten Gewohnheiten und sein soziales Umfeld offenbart. Denn je mehr Informationen der Nutzer Googles Daten-Backend anvertraut, desto mehr werden er und andere von den Services profitieren. Stellt sich die Frage, ob auch sensiblere Daten, medizinische etwa, großzügiger preisgegeben werden dürfen. Wenn es nach Larry Page ginge, schon. Der sagte in der Fragestunde am Ende der Keynote mit seiner heiseren, angeschlagenen Stimme, er frage sich, weshalb der Gesundheitssektor eigentlich so viel Wert auf Geheimhaltung lege – Worte, die Datenschützer zum Hyperventilieren bringen dürften. Und genau hier stößt die Google-Vision derzeit noch an ihre Grenzen: Eine umfassende Vernetzung von Services erfordert eine engere Zusammenarbeit zwischen Servicedienstleistern und Technologieherstellern. Alle anderen müssen mitziehen, tun es bislang aber nur zögerlich. Dieser Aspekt dürfte wohl auch Pages Seitenhiebe auf Microsoft und Oracle während der Keynote motiviert haben. Entgegen der alten Kaufmannsweisheit, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, fordert der Google-CEO weniger Wettbewerb und mehr Kollaboration. Bloß: Wer übernimmt in diesem Datenorchester das Dirigierpult? Fest steht: Mit seiner Meisterdisziplin, den hausgemachten Suchalgorithmen, hat das Unternehmen aus Mountain View die Grundlagen für das Zeitalter des Kontexts erst geschaffen. Es wird sich seine Pole Position nicht so leicht streitig machen lassen.
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe – zur richtigen Zeit am richtigen Ort, versteht sich! – wünscht Ihnen!